Für ein Jahr in den USA – Friederike berichtet

31.10.23

Hallo, ich bin Friederike,

vor über einem Jahr habe ich mich für das PPP-Stipendium vom Bundestag beworben und wurde am Ende des Auswahlverfahrens von meiner Wahlkreisabgeordneten Daniela Kluckert als Stipendiatin ausgewählt.

Seit fast schon 3 Monaten lebe ich nun bei meiner Gastfamilie in Azusa, einem Vorort von Los Angeles, Kalifornien in den USA. Hier besuche ich die California School of the Arts. In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch von meinem Leben, meinen Erfahrungen und Beobachtungen hier in Kalifornien berichten.

Mein Schulalltag unterscheidet sich sehr von meinem Schulalltag in Deutschland. Ich habe z.B. keinen typischen Stundenplan, sondern sogenannte blaue und goldene Tage. An einem goldenen Tag habe ich drei meiner akademischen Fächer und an einem goldenen drei andere. Insgesamt habe ich also nur sechs verschiedene Fächer:

1.     Spanisch Honors 2

2.     Englisch Literatur

3.     AP Naturwissenschaften

4.     US-Geschichte

5.     Algebra 2

6.     Sport habe ich Stretch and Core.


Die Fächer unterscheiden sich in den Niveaus. Es gibt Honors, sogenannte Ehrenklassen, in denen ist der Unterricht für Fortgeschrittene. Außerdem werden die Kurse noch nummeriert. Spanish Honors 2 ist auf einem höheren Level als Honors 1. Außerdem gibt es AP Kurse. AP steht für Advanced Placement. In diesen Kursen lernt man schneller als in den normalen Fächern.

Anfangs war es sehr merkwürdig für mich, so wenige Kurse zu haben, weil ich in Deutschland mindestens 14 verschiedene Fächer pro Woche hatte. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und sehe auch viele Vorteile darin. Dadurch, dass man die Fächer mehrmals in der Woche hat, nehmen sich die meisten Lehrer*innen Zeit Dinge mehrmals zu erklären, damit alle Schüler*innen den Unterrichtsstoff verstehen. Die Lernatmosphäre und der Unterrichtsstil unterscheiden sich sehr von dem in Deutschland. Vieles ist digital und häufig werden Spiele mit in den Unterricht eingebunden. Außerdem hat jede*r Lehrer*in einen eigenen Klassenraum, den die meisten ganz persönlich gestalten, zum Beispiel mit Postern passend zum Fach, das sie unterrichten, aber auch mit Kunstplakaten oder Postern von ihren Lieblingsfilmen und -serien. Dadurch sind alle Klassenräume sehr unterschiedlich, individuell und vor allem sehr viel bunter. Es herrscht ein viel lockeres und freundschaftliches Verhältnis zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen, weswegen Schüler*innen auch ihre Pausen in den Klassenräumen verbringen.

Ab dem Nachmittag unterscheidet sich mein Schulalltag dann von dem an einer typisch US-amerikanischen Highschool, weil ich auf eine Kunstschule gehe. Statt „Sports Teams" bietet die Schule sogenannte Conservatory Classes an. Ich bin im Schauspiel-Konservatorium, weswegen ich dieses Semester die Fächer Schauspieltechnik, Schauspiel für die Kamera sowie Singen und Tanzen für Schauspieler habe. Dadurch, dass zu dem regulären Schultag noch zwei Stunden Konservatorium kommen, dauert der Schultag bis 17 Uhr und ist dadurch sehr lang. Anfangs war das sehr anstrengend und eine große Umstellung für mich, weil meine Schultage in Deutschland höchstens bis 15:30 Uhr gingen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

An Stelle von Sportwettkämpfen gibt es an der California School of the Arts regelmäßig Aufführungen und Ausstellungen der verschiedenen Konservatorien. Das sind immer große Ereignisse, die von den Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern in großer Zahl besucht werden. Die Schüler*innen feiern ihre Mitschüler*innen dabei immer sehr und es ist ein großes soziales Ereignis. Ich war zum Beispiel bei einer Vorstellung eines Musicals, bei dem ich beim Imbissverkauf geholfen habe. Dort habe ich viele Freunde aus der Schule getroffen. Auch das Konzert vom Popular Music Konservatorium hat mir sehr gut gefallen. Am nächsten Schultag war das Konzert des Vorabends das Gesprächsthema Nummer 1. Das fand ich wirklich schön und es hat mich beeindruckt, weil es zeigt, wie groß der Zusammenhalt innerhalb der Schüler*innengemeinschaft an der Schule ist. Diese Erfahrung habe ich in dieser Art und Weise an meiner Schule in Berlin noch nicht machen können.

Innerhalb des Schauspiel-Konservatoriums gibt es mehrmals im Jahr Aufführungen von Theaterstücken. Um Teil davon zu sein, muss man sich bewerben und für eine Rolle gecastet werden. Dafür muss man bei “Auditions” – Vorsprechen – Monologe aufführen und dann beim Callback einen Dialog aus dem Stück performen. Die Proben sind dann im Anschluss an die regulären „Conservatory classes“, weswegen viele der Schüler*innen bis 21 Uhr in der Schule sind, um zu proben. Der folgende Schultag beginnt natürlich trotzdem ganz regulär für alle um 8.30Uhr, weswegen die erste Stunde häufig von viel Gähnen und Müdigkeit gekennzeichnet ist.

Wie an fast jeder amerikanischen Highschool gibt es auch bei uns sehr viele sogenannte Clubs, denen man beitreten kann. Die Clubs sind von Schüler*innen geführte AGs. Man trifft sich in den Mittagspausen zu den Club Meetings. Ich bin Mitglied in verschiedenen Clubs, zum Beispiel Grateful Givers, dabei geht es darum, ehrenamtlich zu helfen. Viele meiner Mitschüler*innen betätigen sich außerhalb der Schule noch ehrenamtlich. Das ist einerseits von großem Vorteil bei Bewerbungen an Colleges, andererseits entspricht der „Community Service“ aber auch einer tiefen Überzeugung der US-Amerikaner. Darüber hinaus bin ich in einem Filmclub. Hier drehen wir eine Serie, die von zwei Schüler*innen geschrieben wurde. Dabei wird alles - von der Maske, über die Kameraführung bis zu den Schauspieler*innen - von Schüler*innen selbst gemacht. Ich habe eine Rolle in der Serie, weswegen ich sehr viel Zeit mit dem Club verbringe. Mir macht das sehr viel Spaß, besonders, weil wir für alles selbst verantwortlich sind.

Das Parlamentarische Patenschafts-Programm gibt seit 1983 jedes Jahr Schülerinnen und Schülern sowie jungen Berufstätigen die Möglichkeit, mit einem Stipendium des Deutschen Bundestages ein Austauschjahr in den USA zu erleben. Zeitgleich sind junge US-Amerikaner zu einem Austauschjahr zu Gast in Deutschland. Mehr Infos zum Parlamentarisches Patenschafts-Programm (PPP) gibt es hier.

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