Hannas Freiheitskolumne: Wie stark ist die EU wirklich?
15.6.20
Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie im letzten Jahr unbeschwert ihre Reise nach Schweden, Frankreich oder Italien angetreten haben und problemlos eine Grenze nach der anderen überqueren konnten? Seitdem hat sich viel verändert, so viel sogar, dass eine solche Vorstellung momentan nahezu unmöglich erscheint. Mit den zahlreichen Grenzschließungen nach Ausbruch des Coronavirus Anfang diesen Jahres hat sich das Europa, das wir kannten, stark gewandelt. Um sich selbst zu retten, haben sich die Länder voneinander abgeschottet. Und jetzt? Wie soll es weitergehen? Wie können wir nach dieser Krise wieder zu einem vereinten Europa zusammenfinden?
Für meine Generation war das Bestehen der Europäischen Union immer selbstverständlich. Mit einem europäischen Pass steht einem die Welt offen, die Welt ist unser Zuhause. Dies spüren wir nicht nur bei Auslandsaufenthalten, sondern auch bei internationalen Demonstrationen wie Fridays for Future oder dem aktuellen Black Lives Matter Movement. Gerade aufgrund dieses Zusammenhaltens und Zusammenwachsens war es ein Schock, wie schnell die Grenzen mit Corona geschlossen wurden, wie schnell das starke Europa sich hat schwächen lassen.
Wenn es ernst wird, kämpft jeder für sich alleine. Nichts untermalt das deutlicher als die letzten Monate. Doch anstatt jetzt weiter in seinen Schneckenhäusern zu verweilen, muss in Zukunft wieder mehr für den europäischen Zusammenhalt getan werden. Programme wie ERASMUS, die den Austausch mit unseren Nachbarländern sicherstellen, müssen gefördert und für mehr Menschen zugänglich gemacht werden. Nicht nur Studierende, sondern auch Auszubildende sollten davon profitieren können. Je mehr Menschen wir auch zukünftig für Europa gewinnen, desto stärker bleibt unsere Verbundenheit. Und obwohl die europäische Verbundenheit für viele von uns vor Corona eine Selbstverständlichkeit war, ist uns jetzt klar, dass es so einfach nicht ist. Zusammenhalt muss gepflegt werden, sonst geht er verloren.
Doch nicht nur ERASMUS sollte gefördert werden, auch andere Austauschprogramme müssen so schnell wie möglich wieder hochgefahren werden. Schüleraustauschsangebote sind essentiell, um die jüngeren Generation in Hinblick auf Diskriminierung zu sensibilisieren und Weltoffenheit zu fördern. Davon profitieren im Endeffekt nicht nur die Schüler selbst, sondern ganz Europa, denn nur durch starke Bindungen können wir gemeinsam unsere Ziele erreichen. Und diese Bindungen bestehen nicht nur im EU-Parlament; sie entwickeln sich durch die menschlichen Verbindungen von Schüleraustauschen und werden gefördert durch aufrechterhaltenen Kontakt. Nur dadurch kann langzeitig Frieden garantiert werden, denn mit befreundeten Nachbarn beginnt man keine Konflikte.
Wenn wir also diesen Sommer und auch in allen zukünftigen wieder problemlos durch Europa reisen wollen, dann müssen wir jetzt wieder an unsere Gemeinsamkeiten denken und zusammen daran arbeiten, als gestärktes Europa aus der Krise zu kommen. Auch wenn Corona unser europäisches Immunsystem kurzweilig geschwächt hat, muss das noch lange nicht unsere europäische Zukunft gestalten. So notwendig die Abschottung in der Coronakrise auch erschien, ist sie doch keine Lebensart für die Zukunft. Nur mit einer vereinten Europäischen Union können wir auch in den nächsten Jahrzehnten noch so erfolgreich leben wie wir es seit Jahren gewohnt sind. Nur gemeinsam sind wir stark.