Vorwärts fahren statt rückwärts denken
13.3.19
Verantwortung statt Verbote für E-Scooter
Wer kennt es nicht? Man kommt gerade von der Arbeit an der eigenen Haltestelle an und die Motivation, die letzten anderthalb Kilometer nach Hause zu laufen, hält sich stark in Grenzen. Wie praktisch, dass gleich neben der Haltestelle mehrere dieser neuen Leihroller von den unterschiedlichsten Anbietern zur Verfügung stehen. Schnell die App gedownloadet und den QR- Code gescannt, kann man nun die letzte Meile bequem zurücklegen: auf dem Fahrradweg oder der Straße mit maximal 20 km/h fährt es sich schnell und klimafreundlich bis vor die eigene Haustür.
E-Scooter fahren ist einfach und wird immer beliebter. Allein in Berlin Mitte stehen mittlerweile gut 2 200 Leihroller zur Verfügung. Tendenz: steigend! Doch ganz so einfach scheint es dann doch nicht zu sein. Denn mit steigenden Nutzerzahlen, häufen sich auch die Probleme, die im Zusammenhang mit E- Scootern auftreten. So fahren einige Roller trotz Verbotes auf Gehwegen oder zwei Personen nutzen einen Roller. Auch einen Helm tragen die wenigsten Nutzer.
Das alles sind sicherheitsrelevante Problematiken, an denen wir arbeiten müssen, damit Nutzer und andere Verkehrsteilnehmer keinen vermeidbaren Gefahren ausgesetzt werden. Aber was können wir tun, um die entstehenden Konflikte zu lösen?
Kaum treten Schwierigkeiten auf, wünschen sich einige für ihre Lösung radikale Mittel. Wie wäre es denn damit, die gerade erst legalisierte innovative Mobilitätslösung gleich wieder zu verbieten? „Vor der Legalisierung hat es derartige Probleme auch noch nicht gegeben und funktioniert hat unsere Welt dennoch“, so oder so ähnlich argumentieren derzeit einige Politiker. Mit dieser restaurativen Herangehensweise an Herausforderungen kann aber jede Innovation zunichte gemacht werden. Verbieten wir Neuerungen, statt unsere Regeln an sie anzupassen, kommen wir nicht voran, sondern treten auf der Stelle.
Wir sollten uns so mit den neuen Fahrzeugen auseinandersetzen, dass sie den größtmöglichen Nutzen für den Einzelnen ergeben. E-Scooter können für jeden Einzelnen eine Bereicherung sein – sofern jedem Nutzer klar ist, wie diese zu bedienen sind. Niemand kann Fahrradfahren, bevor es ihm oder ihr beigebracht wurde. Niemand kennt die Verkehrsregeln, bevor er oder sie diese erlernt hat.
Als erster Schritt sollte Politik viel besser über die für uns alle neue Fortbewegungsmethode aufklären. Leider haben Minister Scheuer und das Verkehrsministerium die Chance vertan, zu Beginn der Legalisierung der E-Scooter die Regeln für die Nutzung in die breite Öffentlichkeit zu tragen, beispielsweise mit einer Kampagne. Damit ist ein Konflikt zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern billigend in Kauf genommen worden. Nicht die E-Scooter sind das Problem – das Problem ist die falsche Benutzung derselben.
Auch kann der Einsatz von modernen Technologien dazu beitragen, dass sich E-Scooter künftig besser in den Verkehr einbinden. Beispielsweise kann per GPS vermieden werden, dass bestimmte Verkehrsbereiche wie Bürgersteige überhaupt befahren werden. Oder Daten können mithilfe von Künstlicher Intelligenz dahingehend ausgewertet werden, dass Angebot und Nachfrage nach E- Scootern ausgeglichen sind und somit weniger ungenutzte Scooter im Weg stehen und andere Verkehrsteilnehmer behindern. Städte und Kommunen sind ebenfalls gefragt, gemeinsam mit Anbietern Lösungen zu finden und beispielsweise Sammelpunkte für Scooter zu identifizieren, um „wildes Abstellen“ zu verhindern.
Mithilfe einer breiten Aufklärungskampagne und dem zielgenauen Einsatz von digitalen Mitteln wird es in Zukunft möglich sein, nicht nur schneller, sondern auch sicher unterwegs zu sein. Dann werden hoffentlich auch die schärfsten Kritiker und die radikalsten Verbotsbefürworter mit Freude die letzten Meter auf einem E-Scooter zurücklegen.