Podcast: Verkehrsrundschau

11.1.24

In dieser Folge berichtet Daniela Kluckert nicht nur von ihrem Arbeitsalltag im dem BMDV und Spagat zwischen zweifacher Mutter und dem Beruf – sie bezieht zudem Stellung zu aktuellen Themen aus der Branche, darunter die Erhöhung der Lkw-Maut und die Zukunft des Förderprogramms KsNI.

FF = Fabian Faehrmann

DK = Daniela Kluckert

FF: Wir wollen das neue Jahr mit einer sehr interessanten Gesprächspartnerin beginnen. Sie ist die einzige Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium und für die Bereiche Digitales, Mobilität der Zukunft, Schifffahrt und Ladeinfrastruktur zuständig. Das ist eine große Palette. Guten Morgen, Daniela Kluckert!

DK: Guten Morgen, Herr Faehrmann!

FF: Wir wollen eine kleine Rundreise durch Ihre politische Laufbahn machen und auf Ihre Vita schauen, wie Sie in die Politik gekommen sind. Wann sind Sie heute aufgestanden für die Arbeit?

DK: Ich habe zwei kleine Kinder, die müssen fertig gemacht werden und damit wir alle pünktlich um 9 Uhr dort sind, wo wir sein müssen, stehen wir um 6 Uhr auf.  

FF: Um 9 Uhr beginnt also Ihr Arbeitsalltag?

DK: Heute ist keine Sitzungswoche. Deswegen beginnt der Tag häufig um 9 Uhr. In den Sitzungswochen beginnt er meist deutlich früher. Koalitionsgespräche haben wir oft vor 9 Uhr, bevor die regulären Sitzungen starten. Auch haben wir im Ministerium Morgenlagen, die früher beginnen.

FF: Das ist ja noch relativ human. Wenn wir auf Ihre Biografie blicken: Sie sind im Dezember 1980 in Nürnberg geboren, aber in Weißenborn, Niedersachsen, aufgewachsen. Dieser kleine Ort ist im Internet nicht einfach zu finden.

DK: Es ist ein ganz, ganz kleiner Ort an der Grenze zu Thüringen, im Dreiländereck mit Hessen. Vor der Grenzöffnung war das auch das Ende der Republik in der Nähe des Grenzzauns und ist nun in die Mitte von Deutschland gerückt. Es ist wunderschön und ich bin sehr gern dort.

FF: Wie oft kommen Sie noch in Ihre Heimat? Ich denke mal, Sie würden Weißenborn als Ihre Heimat bezeichnen?

DK: Das ist definitiv meine Heimat. Wir versuchen, oft hinzufahren. Das ist natürlich auch für die Familie schön, dort zu sein. Ich reite sehr gern. Wir schaffen es, auch abseits von Familienfesten hinzufahren.

FF: Sie haben am 22. Dezember Geburtstag. Ich kann Ihnen noch alles Gute nachträglich wünschen.

DK: Dankeschön.

FF: Finden Sie es schön oder nervig, kurz vor Weihnachten Geburtstag zu haben?

DK: Die Frage stellt sich ja nie. Als Kind habe ich mich immer auf meinen Geburtstag gefreut, egal ob er knapp vor Weihnachten war. Aber vielleicht kann ich eine kleine Geschichte erzählen. Ich sollte eigentlich ein Christkind werden, also am 24. Dezember geboren werden, aber zum Glück wurden es zwei Tage früher. Ich habe gern am 22. Dezember Geburtstag. Schön ist, dass die meisten zu der Zeit schon frei haben und mit mir feiern können.

FF: Das stimmt. Sie haben noch drei Geschwister, richtig?

DK: Sie sind gut informiert. Ja, das habe ich: einen älteren und jüngeren Bruder sowie eine jüngere Schwester. Es ist ein Geschenk, viele Geschwister zu haben.

FF: Ich kann mir vorstellen, dass die Abendessen mit drei Geschwistern immer sehr unterhaltsam waren.

DK: Ja, wir waren auch alle sehr politisch und sind in unterschiedlichen politischen Richtungen zu verorten. Es wurde viel über Politik diskutiert und Zeitung gelesen. Das war natürlich unterhaltsam. Vier Geschwister sind jedoch vom Alter her oft weit auseinander. Als mein Bruder studierte, war meine kleine Schwester erst in der Grundschule. Die Altersunterschiede führten also auch zu verschiedenen Interessen.

FF: Kommt es auch heute noch zu politischen Diskussionen oder lässt man Sie damit in Ruhe?

DK: Ich liebe Politik und bin von Grund auf politisch. Insofern diskutiere ich gern über Politik und gerade mit Menschen, die das nicht beruflich machen und eine andere Perspektive mit einbringen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Lebenssituationen. Wir diskutieren also noch immer sehr gern. Das wird natürlich auch kontrovers, aber bleibt immer interessant.

FF: Sie haben Volkswirtschaftslehre studiert und mit Diplom abgeschlossen. Sie haben 2010 den Abschluss gemacht, aber bereits 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag gearbeitet. Wie kam es dazu, dass Sie das während des Studiums gemacht haben?

DK: Das war alles in den Endzügen des Abschlusses. Ich hatte in Würzburg studiert, den Abschluss gemacht. In den Endzügen war die Diplomarbeit schon abgegeben. 2009 hatten sich mit dem Regierungswechsel Möglichkeiten ergeben und wie das manchmal im Leben so ist, geht man durch offene Türen durch. Damals war das für mich der Job beim finanzpolitischen Sprecher und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der FDP, Karl-Ludwig Thiele. Der hatte mir die Stelle nach meinem Praktikum angeboten. Als ich sie angenommen habe, war das Studium faktisch zu Ende, aber der Abschluss wurde noch nicht formal ausgestellt.

FF: Ihr politisches Interesse hat aber schon vorher angefangen?

DK: Viel weiter vorher. Ich bin 2005 bei den Jungen Liberalen in Berlin eingetreten und wurde schnell Landesvorsitzende der Organisation. Dann bin ich auch in die FDP eingetreten und habe mich nach den Jungen Liberalen bei der FDP engagiert. Dadurch habe ich mir Kontakte aufgebaut, die zu der Stelle geführt haben.

FF: Sie haben mit 25 Jahren in der Politik Fuß gefasst. Als ich 25 Jahre alt war, haben sich meine Freunde nicht für Politik interessiert. Vielleicht ist das heute auch wieder anders. Was hat Sie damals bewogen? War das Frustration oder pures Interesse?

DK: Es war keine Frustration. Ich war schon immer sehr politisch. Das VWL-Studium habe ich gewählt, weil es ein politisches Studium ist. Man hat die Grundlagen gelernt, wie eine Volkswirtschaft aufgebaut ist und wie Entscheidungen getroffen werden, damit Systeme gut funktionieren und zukunftsgerichtet sind. Das war mir schon immer sehr wichtig. Dann kam ein gewisser Freiheitsdrang dazu, der schon immer sehr ausgeprägt war. Irgendwann war für mich klar, dass es nur die Jungen Liberalen und die FDP sein können, also habe ich mich engagiert. Es war also gar keine Frustration, sondern das Interesse, mitzugestalten. Zu was das dann führt, konnte ich mir gar nicht vorstellen. Es war eher die Zusammenarbeit mit jungen Menschen, die an Gleiches glauben, ähnliche Ideen entwickeln. Das hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht mit den Jungen Liberalen. Es gibt Wochenenden, an denen man Seminare macht, sich austauscht, über Themen diskutiert, Anträge schreibt. Das hat mich begeistert.

FF: Es war also nicht Ihr Karriereziel, in den Bundestag einzuziehen?

DK: Überhaupt nicht, das war ganz weit weg. Ich habe auch gar nicht darüber nachgedacht. Mir ging es eher darum, mitzumachen. Interessant zu sehen ist, dass jede Generation bestimmte Persönlichkeiten hervorbringt. Manche Menschen, mit denen ich damals zusammengearbeitet habe, sind auch heute noch aktiv. Es ist spannend, sich mit den Menschen weiterzuentwickeln und gemeinsam die Politik weiter zu gestalten. Meine Generation ist die, die gerade vorwiegend die Politik gestaltet.

FF: Sie sind 2017 das erste Mal in den Bundestag gewählt worden. Wie kam es dazu, dass Sie dann doch nach Berlin wollten?

DK: Ich war ja schon in Berlin, habe hier gelebt. Ich habe für die sächsische Landesvertretung gearbeitet, habe Bundestag und Bundesrat für das sächsische Wirtschaftsministerium gemacht. Zu der Zeit, im Jahr 2013, ist die FDP aus dem Bundestag herausgeflogen. Da habe ich mich auch sehr stark parteipolitisch engagiert. Ich war damals Bezirksvorsitzende in Pankow. Wir haben die Partei dort neu aufgestellt, indem wir auch einen Generationswechsel vollzogen haben und mit ganz neuen Leuten an die Arbeit gegangen sind. Diese Menschen haben die Partei sehr positiv geprägt. Nach der verlorenen Wahl haben wir gesagt, dass wir Verantwortung übernehmen und die Partei stärker prägen wollen. Ich wurde gefragt, ob ich das machen möchte. Das wollte ich natürlich und somit wurde ich ins Rennen geschickt auf den vorderen Plätzen. Dafür musste ich mich durchsetzen in Kampfkandidaturen, zuerst im Wahlkreis und dann auf Landesebene, denn auf meinen Platz haben auch andere Mitglieder kandidiert. Diese Plätze sind begehrt. Ich konnte von mir überzeugen und bin auf Listenplatz 2 gezogen. Da unser Wahlergebnis gut genug war, bin ich in den Bundestag gekommen. Dort musste ich mich auf die Themen bewerben. Verkehrspolitik ist ein sehr begehrtes Thema. Also musste ich auch hier darum werben, dass Verkehrsthemen bei mir in guter Hand liegen.

FF: Warum ist Verkehrspolitik begehrt?

DK: Das ist ein handfestes Thema. Jeder braucht Verkehrspolitik. Man kann Defizite vor Ort klar benennen und etwas positiv gestalten. Ich glaube, es ist auch einfach unglaublich spannend. Im Bereich Digitales habe ich auch gezeigt, was ich kann, und mit meinem Team haben wir viele Dinge vorangetrieben.

FF: Sie sind 2018 Vize-Vorsitzende im Ausschuss für Verkehr und Digitales geworden. Jetzt sind Sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr. Wie läuft das ab, wenn man so ein Amt bekommt? Wie läuft das hinter den Kulissen?

DK: Ich habe im Verkehrsausschuss eine prominente Rolle eingenommen mit dem Vize-Vorsitz mit Cem Özdemir. Mit ihm verstehe ich mich wirklich sehr gut. Die Zusammenarbeit hat hervorragend funktioniert. Dann kam es zu den Koalitionsverhandlungen nach der Wahl 2021, die ich für den Verkehrsbereich mit Oliver Luksic gemeinsam führen durfte. Das hat natürlich einen Einfluss darauf, welche Verantwortung man innerhalb der Partei übernimmt. Ich bin beispielsweise im Bundesvorstand, stellvertretende Landevorsitzende in Berlin, Bezirksvorsitzende. Das sind alles Dinge, bei denen man zeigen kann, ob man Verantwortung übernehmen kann und wie man mit Dingen umgeht. Durch all diese Dinge konnte ich davon überzeugen, dass Themen gut bei mir aufgehoben sind. Dann kam der Anruf. Der kam aber nicht von Christian Lindner, sondern von Volker Wissing. Natürlich war das ein besonderer Anruf, den ich nie vergessen werden. Ich hatte damals eine Tochter und sie war noch sehr jung. Mit ihr habe ich dann ein paar Runden gedreht, damit sie nicht aufwacht während des Telefonates. Das hat auch geklappt. Volker Wissing fragte mich, ob ich die Position einnehmen möchte und ich habe natürlich zugesagt. Ich verspüre sehr viel Dankbarkeit dafür.

FF: Wie haben Sie reagiert, als Volker Wissing Ihnen diese Frage gestellt hat?

DK: Man bekommt schon mit, was auf einen zukommt. Es war also nicht unerwartet. Und ich habe mir das auch sofort zugetraut. Nun mache ich das seit etwas mehr als zwei Jahren.

FF: Sie haben zwei Kinder. Nach der Tochter kam noch ein Sohn. Ich habe zu Hause auch eine schwangere Frau und spreche aus Erfahrung. Der Alltag ist mit Kindern natürlich anstrengender. Welche Geheimmittel hatten Sie, Ihren Job auch während der Schwangerschaft auszuführen? Wie haben Sie das körperlich bewältigt?

DK: Ich bin schon belastbar und natürlich bekomme ich Hilfe. Um mich herum habe ich ein wundervolles Team, das mir wirklich viele Dinge abnimmt. Gerade als ich schwanger war, haben sie noch mehr für mich vorbereitet und für Ausgleich gesorgt. Dann ist es so, dass sich viele Dinge relativieren. Früher dachte ich zum Beispiel, dass ich viel mehr Schlaf brauche, als ich es eigentlich tue. Es ist teilweise auch gar nicht möglich, ihn zu bekommen. Das ist derzeit aber auch okay so. Auch genieße ich das Privileg der Kinderbetreuung und habe einen wundervollen Mann an meiner Seite, der seine Vaterrolle sehr ernst nimmt. Natürlich liebe ich meine Arbeit, was mir zusätzlichen Antrieb verleiht.

FF: Hat der Bundestag nicht sogar eine eigene Kita?

DK: Genau. Wir haben einen eigenen Kindergarten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung und Abgeordneten, aber man kann auch als Abgeordnete seine Kinder dort hinbringen. Das macht aber nur dann Sinn, wenn man in Berlin lebt. Die meisten leben in ihren Wahlkreisen, das macht es noch komplizierter.

FF: Trotzdem stelle ich mir den Spagat zwischen Ihrem Beruf und der Familie sehr schwierig vor. Gibt es manche Morgen, wo Ihnen mehr nach Zoo wäre?

DK: (lacht) Die Frage stellt sich bei mir nicht. Man muss sehr gut vorbereiten und gut planen. Der Dienstagmorgen in einer Sitzungswoche beginnt bei mir um 7 Uhr. Um diese Uhrzeit also haben wir im Ministerium die ersten Treffen mit der Koalitionsfraktion: erst mit den Digitalpolitikern, dann mit Verkehrspolitikern und umgekehrt. Man muss sich abends gut darauf vorbereiten, man muss wissen, was man mitnehmen möchte. Für meinen kleinen Sohn haben wir eine Kinderbetreuung. Meine Mama kommt in den Sitzungswochen häufig angereist. Zu dem Zweck hat sie sich eine BahnCard 100 zugelegt. Mit guter Organisation funktioniert das auch. Man muss die Hilfe auch annehmen. Zur Zeit des Mutterschutzes vier Wochen vor und sechs Wochen nach der Geburt haben meine Kollegen mich vertreten. Da konnte ich nicht im Dienst sein.

FF: Kann man in Ihrer Position nach Elternzeit fragen?

DK: Nein, das steht nicht zur Debatte und das ist ja auch richtig so. Man hat Mutterschutz, das ist medizinisch notwendig, aber der Bürger, die Bürgerin hat das Recht, von denen vertreten zu werden, die sie gewählt haben. Deswegen muss ich auch wieder im Dienst sein und das finde ich richtig. Die Politik hört ja nicht auf und ich kann auch an keine Vertretung dirigieren.

FF: In der restlichen Zeit wollen wir über politische Themen sprechen. Ende des vergangenen Jahres haben die FDP-Mitglieder darüber abgestimmt, ob die Koalition so erhalten bleiben soll. Sie haben öffentlich mit „Ja“ gestimmt und einige Gründe geliefert. War das wirklich Überzeugung oder Sorge um den Verlust Ihrer Position?

DK: Wir befinden uns in diesem Land in einer Situation, in der man sich über viele Dinge Sorgen machen muss und die habe ich auch. Wie sieht es aus mit der Zukunftsfähigkeit unseres Landes? Wie sieht es mit den Energiepreisen aus? Wie sieht aus mit dem Arbeitskräftemangel? Auch in der Bildungslandschaft haben wir so schwierige Verhältnisse, dass für viele junge Menschen keine Perspektiven bestehen. Die Digitalisierung ist noch nicht umgesetzt. Das sind mannigfaltige Probleme. Uns in einer solchen Situation mit dem zu verabschiedenden Haushalt aus dem Staub zu machen, die Verantwortung nicht zu tragen, halte ich für grundlegend falsch. Man muss seinen Job erledigen, auch wenn einem die Umfrageergebnisse nicht gefallen. Als ernstzunehmende Partei muss man regieren können. Ich finde das also grundlegend falsch und fand auch keinen Gefallen an dem Ansatz, den die Parteifreunde und -freundinnen gewählt haben. Insofern war das meine völlige Überzeugung, bei der Meinungsabfrage abzustimmen. Der eine oder andere mag kritisch sehen, in welcher Position wir uns befinden, aber es ist eben kein Wunschkonzert. Wenn wir uns an die Wahlergebnisse 2021 erinnern und an die schlechte Verfassung der CDU, die eine Jamaika-Koalition nicht möglich machte, weil die CDU in sich selbst so zerstritten war. Die logische Konsequenz daraus war, dass wir jetzt regieren und das ordentlich machen.

FF: War es nicht absehbar, dass es innerhalb der Ampel auch so eine Zerstrittenheit geben wird?

DK: Wir sind drei sehr unterschiedliche Parteien mit verschiedenen Programmen und Historien. Das ist herausfordernd. Insgesamt müssen wir voran vorankommen. Das schulden wir unserem Land, denn es darf nicht so bleiben, wie es ist. Die Infrastruktur ist in weiten Teilen Deutschlands in einem desolaten Zustand, genauso wie die Bahn. In der Digitalisierung haben wir nicht den Standard erreicht, den wir erreichen müssen, weder in der Infrastruktur noch in der Verwaltung. Diese Themen müssen angepackt werden. Wir sind als Zukunftskoalition gestartet und dann kam es zum Ukraine-Krieg, der zu diesen hohen Energieverwerfungen geführt hat. Auch der 7. Oktober hat viel aufgerüttelt. Mit diesen mannigfaltigen Krisen müssen wir umgehen. Dass das zu einer stärkeren Belastung einer ohnehin nicht einfachen Koalition führt, ist ganz klar. Auch diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen und das tun wir auch.

FF: Bei einer Umfrage bei der FDP haben etwa die Hälfte gesagt, sie wollen raus aus der Koalition. Wird das zu einem Umdenken in der Ampel führen oder sagen Sie, dass Sie keine Zeit für innere Querelen haben?

DK: Es ist natürlich so, dass sich Menschen, die gegen etwas sind, besser mobilisieren lassen. Natürlich ist dieses Ergebnis auch ein Auftrag, unsere Position deutlicher zu machen und deutlicher in die Partei hinein zu kommunizieren. Ich denke, in meinem Verband läuft das ganz gut, weil wir in ständigem Austausch sind. Man muss schauen, wo man die Kommunikation verbessert. Häufig wird die Kommunikation aber auch nicht wahrgenommen. Dinge wie Mails oder Gesprächsangebote, müssen natürlich auch angenommen werden. Die Partei ist etwas sehr besonderes und die Arbeit mit der Partei ein großer Teil meiner Arbeit. Wir sind in der Verantwortung für dieses große Land und diese Arbeit haben wir zu tun. Das bedarf der vollen Aufmerksamkeit.

FF: Das Thema LKW-Maut: Seit dem 01.12.2023 gibt es eine CO2-Bepreisung der Maut. Wir wussten, dass das kommt. Das war auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Trotzdem hat die Thematik in der Branche doch für Unmut gesorgt, aufgrund der Höhe der Bepreisung und des gewählten Zeitpunkts. Warum konnte man nicht mit einem kleineren CO2-Preis starten und warum wurde dieser Zeitpunkt gewählt?

DK: Zum einen handelt es sich dabei um die Umsetzung einer EU-Richtlinie. Zum zweiten wurden innerhalb der Koalition bestimmte Vereinbarungen getroffen, aus denen dieser Preis resultiert ist. Zum dritten ist es natürlich auch eine Finanzierungsfrage. Die Haushaltslage ist angespannt. Wir müssen auf der anderen Seite Entlastungen für die Branche schaffen, indem wir beispielsweise die Umstellung auf emissionsarme Fahrzeuge erleichtern. Auch können wir in Form von Förderungen unterstützen und auch dafür sorgen, dass die Arbeit für die Branche einfacher wird. Hier möchte ich die Stichworte Bürokratieabbau, vorausschauende Genehmigung von Transporten, Straßen fit machen und vorausschauendes Sanieren nennen. Wir müssen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit diese Unternehmen ihrer Arbeit nachgehen können. Geld kann nur ausgegeben werden, wenn es vorher verdient wird. Volker Wissing hat das Brückenthema an sich genommen, sorgt für einen Hochlauf von Brückensanierungen. Auch starten die ersten Korridorsanierungen, damit Güterverkehr auch auf der Schiene stattfinden kann.

FF: Warum konnten wir den Umstieg auf emissionsfreie Antriebe zuvor noch nicht antreiben? Herr Wissing sagt, die Maut führt dazu, dass eher auf emissionsfreie Fahrzeuge gesetzt wird. Stimmt das?

DK: Die Maut drückt die Preise nach oben für herkömmliche Verbrenner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das so gesagt hat. Die Maut hilft uns dabei, bestimmte Dinge zu finanzieren. Vom KsNI-Programm haben bestimmte Unternehmen stark profitiert, während andere leer ausgegangen sind. Wenn man jetzt an Nachfolgeprogramme denkt, muss man die Ausrichtung ändern, damit mehr Anbieter davon profitieren. Wir tragen mit dem Thema Ladesäulen bei. Die Unternehmen brauchen eine funktionierende Schnellladeinfrastruktur. Im Bereich PKW rollen wir das Netz bereits aus, das sogenannte Deutschlandnetz. Damit soll ganz Deutschland mit Schnellladeinfrastruktur ausgestattet werden. Damit werden auch Peaks abgefangen. Das gleiche werden wir mit dem LKW-Ladenetz tun. Das ist natürlich ein wenig herausfordernder. Mit der Wirtschaft und neuen Aktionsmodellen werden wir für LKW-Schnellladeinfrastruktur sorgen. Das nützt auch den Speditionen und Unternehmen in der Logistikbranche.

FF: Warum steht im Koalitionsvertrag, dass man mit einer CO2-Bepreisung eine Doppelbelastung verhindern möchte? Zu Anfang Januar ist die CO2-Bepreisung von Diesel auch gestiegen, somit haben wir eine Doppelbelastung. Warum konnte das nicht verhindert werden?

DK: Wir müssen diese Doppelbelastung abfedern, indem wir in den unterschiedlichsten Bereichen entlasten. Auf der einen Seite brauchen wir konkrete Förderungen zur Ermöglichung der Umstellung und dann können wir schauen, was finanziell noch möglich ist. Bei der Verfassung des Koalitionsvertrags waren wir noch in einer anderen Welt, was auch die Finanzen betrifft. Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass Russland die Ukraine überfällt und solche Probleme im Energiesektor auf uns zukommen. Die Haushaltssituation nimmt uns viele Spielräume und damit Fördermaßnahmen. Wir müssen neu priorisieren. Davon wurde die Logistikbranche getroffen.

FF: Sie haben von möglichen Nachfolgeprogrammen von KsNI gesprochen. Ist das Programm tot?

DK: Noch ist nichts tot. Ich wollte eher andeuten, dass man Nachfolgeprogramme breiter streut, sodass mehr Unternehmen daran partizipieren können.

FF: Kann man 2024 damit rechnen, dass es Förderungen für alternative Antriebe geben wird?

DK: Wir müssen erst schauen, wie der Haushalt abgebildet ist. Es ist unseriös, jetzt Aussagen zu machen. Nach Beschluss des Haushalts werden wir das bekannt geben. Das BMDV hat sehr vom Transformationsfonds profitiert. Von dem Geld ist jetzt nichts mehr da. Viele Dinge, von denen wir dachten, dass sie finanziert sind, sind nicht mehr finanziert.

FF: Wie stellen Sie sich den Aufbau von Ladeinfrastruktur für LKW vor?

DK: Ich würde es so sagen: Oft vermutet man Lücken dort, wo kaum welche sind. Unternehmen haben sich oft zusammengetan und auch anderen Anbietern möglich gemacht, auf ihren Betriebshöfen zu laden. Viele setzen E-LKW dort ein, wo sie gar nicht fremdladen müssen. Somit laden sie auf ihren Höfen, was für sie am günstigsten ist. Es gibt aber auch Verkehr, der weite Strecken zurücklegt und laden muss. Dafür bauen wir ein Initialnetz aus, das dieses Jahr ausgeschrieben und dann auch gebaut wird. Grundsätzlich wird die Wirtschaft selbst für ein allumfassendes Netz sorgen. Unsere Aufgabe im BMDV sehen wir im Initialnetz und Schnellladenetz. Dafür haben wir die Mittel auch sichergestellt.

FF: Sie haben in den letzten Jahren eine steile Karriere hingelegt. Ist Ihre Position das Ende der Fahnenstange oder möchten Sie noch mehr Verantwortung übernehmen?

DK: Ich habe das so gehandhabt, dass ich durch die Türen gegangen bin, die offen waren. Die jetzige Position ist eine, die mich mit großer Demut erfüllt, die ich jeden Tag ausfülle. Das mache ich sehr gern. Danach werden andere Aufgaben kommen, die ich gern mache. Gerade bin ich mit meinen Dingen beschäftigt, beispielsweise auch mit den Koalitionsabsprachen, um Verkehrspolitik voranzutreiben. Das füllt mich aus.

FF: Auf diesem Weg möchte ich Sie nicht aufhalten. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um aus ihrem Leben und dem politischen Alltag zu berichten. Ich wünsche ein schönes neues Jahr!

DK: Das wünsche ich Ihnen auch. Vielen Dank für das Gespräch.

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