TikTok: Medienkompetenz und kritische Auseinandersetzung fördern
19.8.24
Für einen Artikel zum Thema TikTok habe ich für das Magazin Bild der Frau einige Fragen beantwortet. Auszüge wurden in der Ausgabe 0033/2024 veröffentlicht.
Welche Gefahren sehen Sie bei TikTok, vor allem hinsichtlich Kindern und Jugendlichen?
Digitale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und es ist essenziell, dass auch Kinder und Jugendliche früh digitale Kompetenzen erwerben und ein Verständnis für das Digitale entwickeln. Gleichzeitig ist es bei dieser Zielgruppe zwingend notwendig, auch mögliche Gefahren im Blick zu behalten. Das können unangemessene Inhalte sein, Desinformation, Cybermobbing oder auch Suchtpotenzial. Der Digital Services Act (DSA) der EU zielt darauf ab, diese Risiken zu minimieren. Wir haben hier europaweit geltende, einheitliche Regeln geschaffen. Die EU-Kommission untersucht derzeit, ob die App TikTok die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet und somit gegen EU-Regeln verstößt. Neben einer starken rechtlichen Aufsicht ist es jedoch auch entscheidend, dass Eltern die Online-Aktivitäten ihrer Kinder beaufsichtigen und sowohl zu Hause als auch in der Schule den Kindern und Jugendlichen digitale Kompetenzen vermittelt werden.
Welche positiven Aspekte hat der Social-Media-Dienst TikTok aus Ihrer Sicht?
Digitale Medien bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich zu informieren, kreativ zu sein, individuelle Lernerfahrungen zu sammeln und sich auch über Ländergrenzen hinweg zu vernetzen. Diese positiven Aspekte können helfen, die Digitalkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, was in unserer digitalen Welt unerlässlich ist.
Wie stehen Sie zu dem Vorstoß, TikTok zu verbieten?
Obwohl ich die Kurzvideo-App aufgrund ihrer autoritären Verstrickungen und als Verbreitungsplattform für Desinformation stark kritisiere, ist ein pauschales Verbot ein Irrweg. Es mag zwar eine kurzfristige Wirkung erzielen, löst aber nicht unser grundlegendes Problem der fehlenden digitalen Mündigkeit und wäre auch nur solange eine Lösung, bis sich die nächste Plattform gründet. Nicht erst seit TikTok kursieren Hass und Hetze, politische Propaganda und digitale Gewalt im Netz. Deswegen ist für mich klar, dass pauschale Verbote und überbordende staatliche Eingriffe nicht unser Weg in eine moderne, digitale und selbstbestimmte Gesellschaft sein können. Unser Ziel muss ein offenes und sicheres Netz sein, in dem freie Meinungen möglich sind – mit wirkungsvollen Mechanismen, die Betrug, Gewalt, Hass und Hetze unterbinden. Dabei müssen wir die verantwortlichen Plattformen stärker in die Pflicht nehmen, aber uns gleichzeitig gesellschaftlich stärker bemühen, Medienkompetenz und kritische Auseinandersetzung mit Informationen zu fördern.