Paul berichtet von seiner Ankunft in den USA
4.11.24
Paul Fischer
Paul, aus meinem Wahlkreis Pankow, wurde von mir für das PPP-Stipendium vom Deutschen Bundestag als Stipendiat ausgewählt. Regelmäßig berichtet er von seinen Erlebnissen aus der USA:
Nun bin ich schon seit zwei Monaten in den USA und habe mich recht gut eingelebt. Aber noch immer fühlt sich jeder Tag wie ein Traum an.
Aber springen wir zum Anfang meiner Reise in die USA. Mein- Traum, ein Auslandsjahr zu machen, begann, als ich mit meinen Eltern für eine Woche nach New York gereist bin. Für mich war es ein überwältigender Moment, als ich das erste Mal auf den Straßen von New York City stand, allesfaszinierte mich. So entstand der Traum von einem Auslandsjahr, und auf der Auslandsjahrmesse (Jubi) stieß ich auf das PPP. Im Sommer letzten Jahres habe ich mich beworben. Als ich schließlich ausgewählt wurde, war die Freude bei mir und meiner Familie groß. Der Abschied von meiner Familie fiel mir allerdings wirklich schwer. Die erste Begegnung mit meiner Gastfamilie war ein sehr schöner Moment, und ich habe mich sofort gut mit ihnen verstanden.
Nun bin ich seit fast drei Monaten in Ohio, in einer kleinen Stadt namens Pandora. Hier besuche ich die Pandora-Gilboa Highschool mit ungefähr 500 Schülern von der ersten bis zur zwölften Klasse – als Elftklässler. Zugegeben ist die Schule recht klein im Vergleich zu meinem Gymnasium in Berlin mit ungefähr 1200 Schülern und Schülerinnen.
Mein Stundenplan sieht folgendermaßen aus:
- Algebra 2
- Government
- Advanced PE
- Personal Finance
- Lunch
- English
- Teacher's Aid
- Chemistry
- Study Hall
Das Niveau im Vergleich zu meiner alten Schule ist niedriger. Die Schüler der 11. Klasse lernen hier Themen, die ich bereits in der 8. oder 9.Klasse behandelt habe. Eine große Umstellung war die Dauer der Unterrichtsstunden von nur 40 Minuten. Auch die Intensität des Unterrichts ist deutlich geringer. Das wird jedoch mit deutlich mehr Hausaufgaben kompensiert, als ich es gewohnt bin. Die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern ist enger. Insgesamt fühle ich mich in dieser Schule sehr wohl. Ich fühle mich, wie in einem Highschool-Film – mit Spinden auf den Gängen und Lehrern, die ihre eigenen Klassenräume haben.
Nach der Schule habe ich für 3-4 Stunden Football-Training. Footballmacht großen Spaß, wenn man es verstanden hat. Besonders mag ich die Spieltage, die für mich in der ersten Mannschaft der Schule meistens Freitagabend um ca.20 Uhr beginnen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, aus der Umkleidekabine zukommen und die jubelnden Menschen zu hören. Der Schulsport wird hier sehr ernstgenommen, denn als Team repräsentiert man nicht nur die Schule, sondern auch die Stadt. Deshalb ist der Teamgeist auch so stark ausgeprägt, jeder unterstützt sich gegenseitig.
Dementsprechend nimmt die Schule, besonders durch den Sport, viel Zeit in Anspruch. Ich habe nicht viel Zeit für außerschulische Aktivitäten. Meine Gastfamilie versucht jedoch, jedes zweite Wochenende etwas zu unternehmen. Zum Beispiel waren wir vor kurzem auf einer Autoshow, wo wir wirklich die beeindruckendsten Autos gesehen habe – alle amerikanisch natürlich. Generell ist meine Gastfamilie sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Da wir ein großer Haushalt mit insgesamt sieben Kindern sind, ist jeder Tag ein kleines Abenteuer, aber ich mag das sehr.
Während meines Auslandsjahres finden auch die Wahlen in den USA statt. Man kriegt hier nicht viel davon mit. Die Informationsdichte zu politischen Geschehnissen ist sehr gering, da die meisten Menschen keine Nachrichten schauen bzw. ihre Informationen nur aus sozialen Medien beziehen. Die sozialen Medien sind sehr republikanisch geprägt und oft populistisch. Reden von Demokraten werden aus dem Kontext gerissen und falsch dargestellt. Ohio ist ein sehr republikanisch geprägter Staat. Es gibt meistens keinen großen politischen Austausch oder Diskussionen, weil es für die meisten nur die Option gibt, die Republikaner zu wählen. Für mich war das eine große Umstellung, da ich es gewohnt bin, mit meinen Eltern und in der Schule oft über Politik zureden. Wenn sich die Gelegenheit zu einem politischen Austausch ergibt, begrüße ich das natürlich.
Insgesamt bin ich wirklich sehr glücklich hier und immer noch enorm überwältigt. Es fühlt sich immer noch wie ein Traum an, hier zu sein.