KI kann unser Leben verbessern – sofern wir es denn zulassen
28.6.23
Chat GPT an Schulen und Maschinen in der Pflege – Künstliche Intelligenz entwickelt sich in vielen Bereichen rasant weiter und löst bisweilen harte Reaktionen aus: Wilde Untergangsszenarien, Warnungen und Mutmaßungen – und das selbst aus den Reihen, aus denen diese Technologie einst entwickelt wurde. So forderten Experten, Entwickler, Wissenschaftler und große Tech-Unternehmen im Frühjahr einen Forschungsstopp von sechs Monaten.
Doch ein Stillstand bei der KI-Entwicklung kann nicht förderlich sein, sondern würde nur zu einem noch stärkeren globalen Ungleichgewicht führen. Technologie lässt sich nicht verbieten und der Durchbruch von KI lässt sich nicht aufhalten. Statt jetzt auf den (westlichen) Pausenknopf zu drücken, müssen wir uns vielmehr mit den Folgen, Chancen und Gefahren von KI ernsthaft beschäftigen. Wir sollten weniger Angst vor der KI haben, sondern eher davor, dass Deutschland den Anschluss verliert. Deswegen müssen wir uns darauf fokussieren, die richtigen Maßnahmen für die Zukunft unserer Digitalgesellschaft zu entwickeln.
Mehr Zeit für kreative Entfaltung und das Zwischenmenschliche
Selbstverständlich sollten wir im Umgang mit KI nicht naiv sein. Eine Regulierung ist notwendig. Auf EU-Ebene wird derzeit der AI Act, ein Regelwerk zur Risikoeinstufung von KI-Anwendungen, bereits in der Endphase erarbeitet. Deutschland steht dabei für klare und umsetzbare Regeln, die dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger dienen. Wichtig ist dabei aber, dass die Rahmenregelungen maßvoll bleiben, um Innovationen und Fortschritt nicht zu behindern.
Ob in der medizinischen Diagnostik, beim Autonomen Fahren oder beim Lernen in der Schule – KI bietet so vielfältige Möglichkeiten, unser alltägliches Leben zu verbessern und zu erleichtern. Monotone und repetitive Arbeitsschritte können von KI übernommen werden, sodass den Menschen mehr Zeit für kreative Entfaltung und das Zwischenmenschliche bleibt. Hinzu kommt, dass KI sachlichere und schnellere Entscheidungen treffen kann, als es dem Menschen möglich ist – gerade im Bürger-Staat-Verhältnis. Ich bin daher überzeugt, dass KI unser Leben nachhaltig verbessern wird – sofern wir es denn zulassen.
Deutschland darf sich bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien nicht abhängen lassen. Wenn aber zu wenig erlaubt ist, wird genau das passieren. Profitieren werden dann große Tech-Unternehmen, meist aus dem Ausland – denn sie können im Gegensatz zu KMU, Rechtsabteilungen und internationale Entwicklungen finanzieren.
Wir brauchen ein Bewusstsein über Nutzen, Chancen, Grenzen und Gefahren digitaler Systeme
Technische Entwicklungen lassen sich nicht aufhalten. Der flächendeckende Einsatz von KI wird kommen und wir stehen gerade erst am Anfang. Die entscheidenden Fragen werden daher sein, wie wir zukünftig damit umgehen werden und welche Grundlagen, Werte und Wissen wir als Digitalgesellschaft benötigen, um die KI nicht zu fürchten, sondern zum Vorteil aller einsetzen zu können.
Anknüpfend an den Gedanken der Aufklärung wünsche ich mir, dass die Menschen sich selbst ermächtigen und durch Bildung dazu befähigt werden, mit KI, mit digitalen Diensten und den eigenen Daten souverän umzugehen. Ein erster Schritt ist dabei, ein allgemeines Bewusstsein über Nutzen, Chancen, Grenzen und Gefahren digitaler Systeme herzustellen. So sollten sich Menschen immer bewusst sein, dass die Algorithmen nur so gut sind wie die Daten, mit denen sie trainiert wurden. Ein bereits vorhandener Bias in den Daten kann zu diskriminierenden Ergebnissen von KI-Prozessen führen, etwa bei Bewerbungsverfahren oder beim Credit Scoring. Daher ist es elementar, Ergebnissen der KI niemals blind zu vertrauen, sondern immer kritisch zu hinterfragen. Dafür ist mehr Transparenz erforderlich, besonders bei generativer KI. Wer über die Grundlagen und auch Tücken der KI Bescheid weiß, erhebt sich selbst in die Position der digitalen Mündigkeit.
Ich bin davon überzeugt, dass wir so letztendlich alle davon profitieren werden und eine umfassende digitale Aufklärung die Basis für eine liberale Digitalisierung bildet, die unsere demokratischen Werte schützt, unsere Wettbewerbsfähigkeit erhält und den Fortschritt zulässt.
Der Artikel wurde bei eGovernment veröffentlicht.