Zukunft gemeinsam gestalten
30.11.23
Vor einigen Wochen habe ich das ABB Ausbildungszentrum in meinem Wahlkreis Pankow besucht und mich vor Ort über neue technologische Innovationen und die aktuellsten Herausforderungen informiert.
Mit Ulrich Aschenbroich (ABB E-mobility GmbH) und Mitarbeitern des ABB Ausbildungszentrums und Azubis habe ich über die Mobilität von Morgen, die Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf die Gesellschaft, die Perspektiven des Industriestandorts Pankow und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands gesprochen: Was steht auf der unternehmerischen als auch politischen Agenda, welche Aufgaben müssen dringend angegangen werden, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten?
Daniela Kluckert (DK): Seit meinem letzten Besuch im Jahr 2022 hat sich einiges getan, wie ich sehe. Sie haben eine sehr umfangreiche Ausbildungsstätte hier in Pankow und im vergangenen Jahr wurde der Industrie 4.0 Neubau in Betrieb genommen. Wie lief es bisher?
Ulrich Aschenbroich (UA): Trotz Automatisierung, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz brauchen wir zukünftig immer noch Fachkräfte, gut ausgebildete Menschen, die die Maschinen aufbauen, bedienen und warten. Das ABB Ausbildungszentrum hier ist eines der größten industriellen Ausbildungszentren in Deutschland mit derzeit ca. 800 Auszubildenden aus über 200 Partnerunternehmen in 17 Ausbildungsberufen. Im Industrie 4.0 Anbau lernen die Auszubildenden die Grundprinzipien einer digital-integrierten Produktion und notwendige technische und prozessuale Kompetenzen sowie innovative Konzepte.
DK: Und welche Entwicklungen gibt es im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur? Ich habe gehört, dass Ihr Unternehmen weiter in die Zukunft denkt und Ladeinfrastruktur für Flugtaxis plant.
UA: Unser Team ist in den letzten Jahren in Deutschland von 20 auf inzwischen rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. Von kleinen Ladelösungen für das eigene Haus bis hin zu großen Ladestationen für E-Busse und LKWs machen wir so ziemlich alles. Unsere Priorität ist das Ultraschnellladen und das Laden an Autobahnen. 2024 sollen bereits Cityflieger im Einsatz sein. Wir entwickeln die Ladeinfrastruktur, damit Flugtaxis in der Zukunft kein Eventhighlight bleiben, sondern fester Bestandteil unserer Mobilität werden können.
DK: Das klingt sehr spannend! Jetzt müssen wir die Energiepreise mit der Stromsteuer senken, damit sich der Einsatz auch wirtschaftlich lohnt und das Laden und die Mobilität für die Menschen bezahlbar bleibt.
UA: Genau. Und wir müssen die Energie an die entsprechenden Orte bringen. Wir hatten schon öfter die Situation, dass der Ladepark von unserer Seite aus fertig gebaut war, aber kein Strom floss. Manche Kunden bekommen ihren Netzanschluss in zwei oder drei Monaten. In anderen Gebieten wird die gleiche Leistung erst in zwei Jahren bewerkstelligt. Häufig scheitern die Vorhaben an zu langsamen Genehmigungsverfahren. Auch das Baurecht ist in allen 16 Bundesländern anders, so erreicht man keine Skalierungseffekte.
DK: In der Tat ist das eine große Baustelle und genau das adressieren wir mit höchster Dringlichkeit an die Länder. Auf Bundesebene arbeiten wir mit Hochdruck daran, das Tempo bei Planungs- und Genehmigungsverfahren um ein Vielfaches zu beschleunigen. Dafür haben wir das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz gerade im Bundestag beschlossen, um bei wichtigen Energie-, Schienen- und Straßenprojekten schneller voranzukommen. Es kann nicht sein, dass wir für den Bau von großen Infrastrukturprojekten so viel Zeit benötigen. Unsere Infrastrukturen sind die Lebensadern unseres Landes, sie entscheiden darüber, wie wir als Gesellschaft leben, uns fortbewegen, kommunizieren, arbeiten und reisen. Deswegen ist die Fertigstellung der A100 für die Verkehrsführung der Stadt Berlin so wichtig. Denn es geht darum, die betroffenen Stadtteile zu entlasten und die Verkehrssituation insgesamt zu optimieren. Alles in allem müssen wir in Deutschland schneller werden, konsequent digitalisieren und entbürokratisieren. Mit dem Bürokratieentlastungsgesetz, welches gerade beschlossen wurde, ist uns in der Regierung ein wirklich großer Wurf gelungen. Das Gesetz von Bundesjustizminister Marco Buschmann ist die größte Reduktion von Bürokratie, die wir je hatten.
UA: Ich finde manchmal sprechen wir in Deutschland zu viel über Datenschutz, während andere EU-Länder die Dinge bereits umgesetzt haben und zeigen, dass es funktioniert. Beim Ladevorgang von Elektrofahrzeugen werden z.B. keine Daten erhoben, die irgendwem schaden. Wir sollten den Verbraucher auch einmal als mündiges Wesen begreifen. Wenn jemand seine Daten freiwillig hergeben möchte, sollte das möglich sein. Alles Neue wird häufig als schlecht angesehen.
DK: Ja, Daten müssen als Chance betrachtet werden und genutzt werden können, um digitale Angebote gerade in der Verwaltung überhaupt zu ermöglichen. Mein Wunsch ist, dass wir so gut wie alle Kontakte mit den Behörden über eine einzige App oder Website abwickeln können. Dafür müssen wir das Digitale konsequent umsetzen. Nur wenn wir das Digitale in unserem Land zum Standard machen und den Alltag der Menschen verbessern statt zu verkomplizieren, werden wir in Deutschland bei der Digitalisierung vorankommen. Mit dem rein digital verfügbaren Deutschlandticket und der digitalen Kfz-Zulassung, die seit neustem möglich ist, zeigen wir, dass das funktioniert.
UA: Eben und digitale Technik ist keine Ausrede, das Denken sein zu lassen. Digitalisierung kann vieles erleichtern. Die Menschen, die echten Experten auf dem Gebiet, setzen dann das i-Tüpfelchen.
DK: Genau so ist es richtig. Allein durch den Mangel an Arbeitskräften sind wir gezwungen, neue Wege zu gehen. Unsere Wirtschaft braucht die Digitalisierung genauso wie unsere Verwaltung. Wir Menschen profitieren davon.
Über das ABB Ausbilungszentrum Pankow
800 Auszubildende aus über
200 Partnerunternehmen in
17 Ausbildungsberufen